Zusammenfasung: Verf. berichtet über die Entstehung der Vorstellung von den serbischen Herrscher-heiligen irn 18. Ih., ausgehend von der Schaffung des serbischen mittelalterlichen Staates, dessen Grundlagen in der heiligen Familie der Nemanjiden ruhen. Der bildliche Niederschlag derartiger Auffassungen ist in der komplizierten Komposition des Stam- mbaums der Nemanjiden verwirklicht, der in serbischen monumentalen Malerei zuerst in Gračanica 1320 erscheint, in Peć um 1334—1337, in Dečani um 1335—1350, in Mateiča zwischen 1355—1360, wo ihre Ikonographie die Idee unterstrich, nach der die serbische Dynastie als Zweig der Familie der byzantinischen Kaiser dargestellt wird. Das kultische Verfahren steht in einem solchen Vorgehen außier jedem Zweifel. Derartige Auffassungen finden ihre Übereinstimmung auch in einer bestimmten theologischen Motivation in den serbischen Herrscherviten, und den Höhepunkt solcher hagiographischer Prosa stellen die Schriften Daniels II. dar, der die Grundlagen für den Kult von der heiligen Dynastie legt und eine kirchliche Interpretation der serbischen Geschichte liefert. Den geistlichen Primat unterstreichen alle Darstellungen unserer Herrscher, all ihre zahlreichen Porträts, die zum festen Bestandteil fast jedes gemalten Programms werden, und sie werden sich in dieser Funktion selbst dann erhalten, wenn die letzten Reste des mittelaterlich serbischen Staates längst verschwunden sind. Auf diese Weise hält es Verf. für einen Fehler unserer älteren Literaturgeschichte, wenn sie in alten hagiographischen Texten nach »reiner« historischer Berichterstattung und faktischer Genauigkeit suchte, und nicht weniger Fehler beging auch unsere Kunstgeschichte, die versuchte in dem betonten Realismus profane Tendenzen in unserem Herrscherportrtät zu entdecken. In beiden Fällen fehlten gerade die geistlichen Qualitäten, auf denen die Hterarische und bildliche Darstellung der heiligen serbischen Herrscher beruht, deren hauptsächlich geistliches Antlitz aus dem dichten Geweb eines theologischen Systems hervortritt, auf dem auch der Ausgangspunkt ihrer irdischen Macht gegründet war.
In der weiteren Darstellung verfolgt Verf. das Schicksal derartiger Auffassungen in der Zeit, zu der bereits der mittelalterliche serbische Staut selbst verschwunden war. Mit besonderer Aufmerksamkeit beschaftigt sich Verf. mit dem Prozefi der Laisierung des serbischen Herrscherbildes im 18. Jh., als auch eine neue Auffassung von der serbischen Geschichte entsteht. Das im 18 Jh. entstandene Bildnis übernimmt die serbische Romantik, und in seiner Sicht ist ein ProzeR von mehreren Jahrhunderten beschlossen.